finden sich unter diesem Titel zusammen beim Spaziergang am Rhein auf der Kleinbasler Seite, ausgerichtet von www.literaturspur.ch. Entlang der Verbindung von Ort und Text gestalten Martina Kuoni und MitarbeiterInnen die Veranstaltungen, „Literaturspur/ liest und läuft zwischen den Zeilen“ heißt es auf den Flyern. Der Rheinspaziergang diesmal eine Kooperation mit www.bellevue-fotografie.ch , beginnend beim k-Haus flaniert man entlang der OpenAir-Ausstellung Bild /Fluss, blickt aufs Wasser und seine Ufer, lauscht Wortgeschöpfen, die am Basler Rheinufer geboren wurden und hört allerlei interessante Geschichten. Zum Beispiel jene von den aus wohlhabenden Familien stammenden Dominikaner-Nonnen, die im (Ende des 13.Jh. gegründeten) Klosterkomplex (Kaserne, k-Haus) beheimatet waren und das Kloster mit Lesen, Gesang, Musikveranstaltungen belebten, sich zudem die Freiheit nahmen, im Rhein zu baden, so dass die gegenüber in der Predigerkirche ansässigen Dominikanermönche versuchten, dem Treiben Einhalt zu gebieten, was nicht gelang, Schwestern aus dem Elsass wurden zu Hilfe gerufen und als auch das nicht fruchtete, griff schließlich der Papst ein.
Werner Lutz (1930-2016, Maler, Grafiker, Dichter) lebte zuletzt in Basel und Binningen, in seinen Treibgutzeilen (Waldgut-Verlag 2013) lässt er Schiffe fahren aus Morgen, aus Abend, aus Eisen und „wer am Ufer sitzt/ist miteinander verwandt…..dasselbe Wasser fließt uns durch die Augen“. Der mit ihm bekannte Rainer Brambach (geb.1917 in Basel-gest.1983 in Basel, Möbelpacker, Torfstecher, Werbetexter, Wanderer durch Deutschland, Österreich und Frankreich, Maler in Stuttgart, Gartenbauarbeiter in Basel) schuf -laut Wikipedia- eine von der Naturerfahrung des Gärtners geprägte Lyrik, in schlichtem, zurückhaltendem Stil, in dem auch seine Prosatexte verfasst waren. Wir hören aus dem 2013 im Diogenes Verlag erschienenen Band Gesammelte Gedichte: Am Fluss und (den Wasser-gewirkten) Lebenslauf. Im Café Spillmann sitzt Ulrich Becher (1910-1990) und schreibt den Text über das Sommergewitter, das er gerade bei der Mittleren Brücke erlebt. Sein Hauptwerk ist der 1969 erschienene Roman Murmeljagd, der wohl bei Diogenes nun neu aufgelegt wird, Literaturspur befasst sich am 26.September mit dem Werk (Gespräch und Lesung mit Martina Kuoni und Dieter Häner); im Netz finde ich einen Beitrag des Deutschlandfunks aus dem März 2020 und begeisterte Pressestimmen zum damals im Schoeffling-Verlag wieder aufgelegten Murmeljagd.
Ein Kuriosum hat Martina Kuoni noch zu bieten, sie hat in einer Publikation des Tiefbauamtes einen Artikel aufgestöbert „Vater Rhein, Mutter Aare“, der nicht nur referiert, wann die einzige Stadt, die „am Rhein“ im offiziellen Namen trägt, dazu gekommen ist (16.Aug.1929), sondern auch belegt, dass es eigentlich die Aare ist, die sich auf den Weg zum Meer macht, denn hydrologisch ist der Rhein ein Nebenfluss der Aare und nicht die Aare ein Nebenfluss des Rheins, bringt doch die wasserreiche Aare am Zusammenfluss im schweizerischen Koblenz 560 Kubikmeter ein, der Rhein lediglich 439 – eigentlich müsste die Stadt also heißen Weil an der Aare, das Bundesland Aarland-Pfalz und die Wagner-Oper Aargold. Der Rhein aber hat das Rennen gemacht – und (f)lies(s)t Richtung Meer. Wasser und Worte!
Ulrich Becher: „Murmeljagd“ – Ein Sprachmeisterwerk wird neu entdeckt https://share.google/OnYwIhu8WRLK5YqrN
