Wann sind eigentlich die Engel geboren?

Es gibt Theo-logie, Theo-sophie, Theo-poesie – aber gibt es auch so etwas wie Theo-pädie?  Den groß gewordenen Jemand beschäftigt jedenfalls allerhand. Zur abendlichen Lesung hat er außer einem Herbstbuch mit dem kleinen Igel, der viel zu lernen hat beim Entdecken der Welt, eine vierzig Jahre alte Ausgabe der Kinderbibel der Deutschen Bibelgesellschaft gebracht und will eine Geschichte nach der anderen hören. Er lauscht konzentriert, bemüht sich um Ein- und Zuordnung des Personals („aber das ist doch eine andere Maria“), denkt angestrengt im schon etwas müden und nicht mehr so kleinen Kopf nach, bis schließlich die Frage aus ihm herausbricht: „Wann sind eigentlich die Engel geboren?“ Die nonna findet, dass das eine ganz wichtige und zentrale Frage ist, auf die sie aber keine Antwort weiß, ja, sie weiß nicht einmal, ob überhaupt jemand diese Frage richtig beantworten kann. Zum Glück gibt sich der groß gewordene Jemand mit dem Lob der Frage und der offenen Antwort zufrieden, die Lektüre kann fortgesetzt werden und den Beiden begegnen noch mehr dieser besonderen Wesen, die Kees de Kort (1934-2022) so schön ohne Flügel, in einfachen weißen Kleidern und mit durchlässigem Leuchten gemalt hat. Die Sturmgeschichte vom See Genezareth kommt ohne Engel aus, die Stillung des Sturms durch die Worte einer Stimme weckt im groß gewordenen Jemand aber den Wunsch: „Ich hätte auch gerne Superkräfte!“ „Du hast doch schon Superkräfte“, sagt da die nonna, „zum Beispiel, dass du deine Mama, deinen Papa und alle so lieb hast und zum Beispiel, dass du so tolle Fragen stellen kannst.“ Ein kleines Zögern deutet Nachdenken über die Antwort an, dann läuft ein leichtes Lächeln übers Gesicht und eine Lösung wird präsentiert: „Ich weiß jetzt, wie wir die Superkräfte einsetzen, wir übertragen die auf Jesus, also wenn wir beten, zum Beispiel, und der macht dann mit ihnen das Böse weg oder so.“

(Und die nonna muss unbedingt mal genauer recherchieren zu Engeln und ihrer Herkunft, sie treten bereits im ersten Buch Mose auf, nicht nur die Cherubim, auch andere; die kleine Konkordanz der Elberfelder Bibelausgabe verzeichnet eine ganze Liste von Stellen. Und dann kann die nonna sich ja auch nochmal in das Buch vertiefen von Eliot Weinberger: Engel & Heilige, Berenberg Verlag, Berlin 2023, da sind doch ein paar Antworten aufgeschrieben)

(ein vor zwei Jahren mit smartphone-software verfremdetes Foto des groß gewordenen Jemand, Reminiszenz an ein J.H.W.Tischbein-Gemälde)