To stay or not to stay

English please, antwortet der junge Mann, der mit seiner keycard gerade die Tür öffnet und mir aufhält, so dass ich nicht den Code eingeben muss, wie ich zu ihm auf Deutsch gesagt habe. Ich wiederhole auf Englisch, der junge Mann – offenbar ein Eingeweihter – bleibt zuvorkommend und erklärt weiter, obwohl das gar nicht nötig ist, denn die Informationen zu dieser „Stayery“ prasseln von allen Seiten auf mich ein, rechtzeitig und auf allen verfügbaren Kanälen über das Handy auf Deutsch, direkt vor Ort wahlweise auf Englisch oder Deutsch, auf gelben Schildern und so explizit dezidiert, dass ich an die gelbe Buchreihe „(was auch immer) für Dummies“ erinnert bin. Ich bin das erste Mal in solch einer „Stayery“ und sinniere über das Wort, während ich auf glänzenden grauen Fliesen den langen Fluren folge, zu beiden Seiten flankiert von der Phalanx weißer Türen, die nummeriert und geschlossen paradieren. Der junge Mann wird der einzige Mensch bleiben, dem ich während des Aufenthalts begegne, wahrscheinlich sind er und ich als aussterbende Exemplare in eine cleane Zukunft der Dinge geraten. Die Dinge aber sprechen mit mir, auf Englisch, das Treppenhaus, die Türen, die Spiegel und selbst die Duschkabinen sind sehr beredt. Es gibt eine „laundry“, wo zwei chromblitzende Waschmaschinen warten, „stairs“ verkündet das Treppenhaus und der Spiegel ruft mir zu “ you still look very, very stunning“ – naja, also, ich weiß gerade nicht, antworte ich der spiegelnden Fläche. Ich wende mich lieber um und der Küchenzeile zu, die sich ebenfalls unüberhörbar um mich kümmert:  mit „stay very, very hydrated“ weist das gelbe Schild auf die gelbe „waterbox“ im Kühlschrank hin, die die Aufforderung so eindringlich wiederholt, dass ich Folge leisten muss, zumal die schwarzen Majuskeln eine hübsche Welle bilden, schließlich handelt es sich ja um Wasser, da sind selbst die Buchstaben bewegt. Auch auf der Duschkabine ist die Wellenbewegung zu spüren und ich bin versucht, mich in sie zu stürzen, werde aber durch das „no running in the pool area“ daran gehindert. Zum guten Glück hilft das Duschgel mit „stay very, very clean“ dabei, mich der Umgebung anzugleichen, da kann ich dann beruhigt „very, very tight“ sleepen, ohne den Inhalt dieses Imperativs, nämlich die „earplugs“ zu benutzen, obwohl die Lüftung meiner Meinung nach eine Art Schluckauf hat. Und bevor ich die gelbe keycard to my „very, very extaordinary room“ in den nach ihr schreienden Kasten werfe und einem (immerhin roten) länglichen Türschild mit dem untereinander gestaffelten „stay out out out out“ gehorche (war ich gemeint?), finde ich doch noch ein rheinisches Wort: an einer Glastür zur „Roof Terrace“  steht doch tatsächlich in weiß „BÜDCHEN“.