Schwarzwaldverdichtung

„Der uralte, saubere Höhenort M. über den tiefen Waldtälern um T. und Sch., klammert sich in der Form des glückverheißenden Hufeisens fest an das grüne Herz des mittleren Schwarzwaldes. Hier ist nicht bedrückende Enge. Befreiende Weite der Landschaft trägt den Blick zum Höhenzug der Schwäbischen Alb, bei Wettergunst zu den schneeigen Firnen der Alpen Österreichs und der Schweiz. – Heilkraft der Sonne verbindet sich mit kräftiger Höhenluft und der Würze weiter Wiesen und schattenspendender Wälder. In der zeitlosen Stille der unberührten Natur äst vertrauend dem Menschen das scheue Reh…“

soweit das Zitat aus einem Werbeprospekt des Ortes zwischen Schwarzwald und Baar, in dem ich aufgewachsen bin, die Mutter klebte den (damals noch nicht so genannten) Flyer 1972 in ein Fotoalbum, Text und Gestaltung stammen vom Vater, die Grafik der Titelseite vom Künstler Emil Homolka (1925-2010), der im Nachbarort lebte.

Heute verdichtet sich der Schwarzwald:

In der Lokalzeitung lese ich (und gleichzeitig weist mich eine Bekannte per messenger-Nachricht darauf hin), dass die Schwarzwaldmarie wieder zu haben ist und ich bin rechtzeitig am Start (s. Blogeintrag vom 20.August) und werde das Bollenhut-Mädle bald umarmen können (da es noch klein ist, genügen dafür die Finger) !

Im selben Moment der messenger-Nachricht meldet das (tonlose) Smartphone einen Mail-Eingang: die Antwort auf meine Anfrage an die Gemeindeverwaltung bezüglich Archiv-Recherchen: ja, im kommenden Jahr !

Und die mailende Dame hat ihre Ausbildung noch zu Amtszeiten des Vaters begonnen!

Erinnert sich noch jemand an das 1970 von Heino (hm) gesungene „Im grünen Wald, dort wo die Drossel singt und im Gebüsch das muntre Rehlein springt, wo Tann‘ und Fichten stehn am Waldessaum, verlebt ich meiner Jugend schönsten Traum“ ?  Geschrieben wurde es von Friedericke Kemper (1836-1904), komponiert von Max Oscheit (1880-1923), erstmals gedruckt 1912. Bekannt war es vor allem im südwestdeutschen Raum als Lied vom Rehlein oder als Schwarzwaldlied.  Nach Kriegsbeginn 1914 verbreitete es sich über ganz Deutschland als Jägerlied, das von Soldaten gesungen und umgedichtet wurde. Auch der Schriftsteller Carl Zuckmeyer (1896-1977) trug zur Verbreitung bei: in seinem Lustspiel Der fröhliche Weinberg lässt er Männer dieses Lied singen.