Rast auf der Flucht nach Ägypten

Die Szene aus Rilkes Gedichtzyklus Das Marienleben war der Abendanschluss an den frostigen „Weihnachtszauber“ des Kindergartens. …und sie wurden vor sich selber bange/nur das Kind war namenlos getrost…..er verneigte sich. Derselbe Baum,/ dessen Kränze toten Pharaonen/für das Ewige die Stirnen schonen,/neigte sich. Er fühlte neue Kronen/blühen. Und sie saßen wie im Traum.

In diesem Jahr häufen sich allerlei Gedenktage, die man vielfältig würdigt, so auch der 150.Geburtstag des in Prag am 4.Dezember 1875 geborenen Rainer Maria Rilke. Mit welcher Musik die Rezitationen garniert sein würden, war der Ankündigung auf Plakaten und im VHS- Programm nicht zu entnehmen. Umso erfreuter lauschte ich (im dafür nicht unbedingt geeigneten Raum) dem ganz eigenen Wohlklang der aus Buchsbaumholz gefertigten und mit wenig Mechanik versehenen historischen Klarinette und dem ihrer Verwandten (Diskant-Chalumeau, Kynseker-Flöte), die Christian Leitherer virtuos und mit inniger Zuwendung zu spielen versteht. Leitherer gehört zu den wenigen europäischen Spezialisten für historisches Klarinettenspiel und ist in verschiedenen nationalen und internationalen Formationen tätig. Dass er in meiner nächsten Nähe wohnt, hatte ich nicht gewusst. Die Instrumente zu fotografieren, hat er mir im Anschluss an die Veranstaltung gestattet.

Mein (schmaler) Insel-Bücherei- Band Nr. 43 Das Marienleben gehört zum 91.-100.Tausend des Drucks der Offizin Haag-Drugulin AG in Leipzig und ist in Frakturschrift gedruckt, auf der ersten Seite versehen mit dem Namensschriftzug eines längst verstorbenen Onkels (blaue Tinte).