Wieder etwas gelernt heute!
Von italienischen Eigenheiten handeln kleine Texte und selbst die aus der ersten Hauptstadt des Vereinigten Italien und jetzigen Hauptstadt des Piemont stammende Italienisch-Lehrerin kennt nicht immer alle Hintergründe, weiß aber zu allen Themen nicht nur ihre studenti zum Sprechen zu bringen, sondern umgibt die studenti auch mit dem Wohlklang ihres persönlichen Erzählstroms und so landet man zum Beispiel von der Historie des coperto bei Geschichten von Sonntagsausflügen samt Picknick (mitgebrachtes Essen, gekaufter Wein) auf den sacromonti.
Der Betrag für das Gedeck (coperto) ist in Restaurants zu entrichten für die Bereitstellung von Geschirr, Besteck, Gläsern, Tischdecke, von Brot (pane), eventuell auch von Wasser und einem Schälchen Oliven. Der Brauch geht zurück auf das Mittelalter, wie wir alle lernen, als Pilger und Reisende in Straßenlokalen rasteten, dort ihre selbst mitgebrachten Speisen verzehren durften, aber die Gebühr für die gedeckten Tische zu bezahlen hatten. Unser Text (Cos’è il coperto del ristorante e perché si paga) meint, dass der Brauch ja längst überholt sei, das pane e coperto aber geblieben und den wahren Grund dafür wüssten nur die ristoratori italiani, auch wenn natürlich jedem bekannt sei, dass Traditionen in Italien heilig sind.
Keine mir bekannte italienische Tradition hat die zweitälteste bestehende Buchhandlung Deutschlands (gegründet 1596 in Tübingen), deren Filiale nach eigenen Angaben Leidenschaft lebt für Bücher, Lesen, Erzählen und Schwärmen für ernste und nicht ganz so ernste Literatur. Ich rätsele also seit der gestrigen Begegnung mit der laminierten zweisprachigen Bitte über deren kulturhistorische Hintergründe:
