Nicht immer il mare Adriatico

hatten sich die Eltern wohl gedacht,  als sie für die Sommerferien 1976 ein Ferienhaus in der Provinz Savona mieteten, in und mit dem wir dann so viel erlebten, dass wir nach ein paar Tagen beinahe doch wieder beim italienischen Hoteliersfreund an der Adria Zuflucht gesucht hätten.

Los geht es um punkt sieben Uhr am 23.Juli 1976, zunächst zum Genfer See. Lord Byron besichtigte die Wasserburg Château de Chillon im Jahr 1816 und machte sie mit seinem Gedicht Der Gefangene von Chillon bekannt. Wir tun es ihm nach und betreten den Chillon-Felsen „über eine Holzbrücke, den gepflasterten Weg, nochmals eine Brücke in das alte Gemäuer, ins Gefängnis, die schönen Höfe und vielen kleinen Zimmer“, wie wir am Abend aufschreiben und dazu die Schlossbeschreibung kleben, den Grundrissplan und eine Postkarte, die wir auseinandergeschnitten haben, denn wir beschließen den Abend in einem Motel mit Schreiben und Lesen, wie wir notieren. Zuvor aber haben wir in einem kleinen Garten etwas getrunken („Menschen anschauen macht mir an solchen Sehenswürdigkeiten mindestens genauso viel Freude wie die Sehenswürdigkeiten selbst anschauen“) und in Villeneuve im Telefonbuch nach der Adresse von Oskar Kokoschka geschaut und sie auch gefunden: Avenue des Châtaigniers 1, und wir sind etwas den Berg hinauf gefahren und haben das Haus auch beinahe sofort gefunden, „eine schöne, bescheidene, alte, kleine Villa, die wir durch Gartentor- und -hecke sehen“ und wir notieren, wie es uns freut, „die Wohn- und Arbeitsstätte dieses bedeutenden Malers und Menschen zu sehen!“ Wir übernachten in Martigny und machen noch einen Abendspaziergang, vorbei an der evangelischen Kirche und an Ausgrabungen aus römischer Zeit.

(Lord Byron,1788-1824, besuchte Schloss Chillon am 22.Juni 1816 zusammen mit Percy B. Shelley,1792-1822, und vollendete das 392 Zeilen lange dramatische Gedicht The Prisoner of Chillon wohl Anfang Juli 1816)