Morning Sunshine

Er macht er sich gerade etwas rar, der morning sunshine, und ich kann auch nicht, wie noch vor wenigen Tagen, das ‚Alpenglühen‘ beobachten an den basylonischen Türmen. Umso mehr halte ich mich des Morgens an meinen Lieblingskaffeebecher, der mir den morning sunshine garantiert, und zwar in leicht ungelenken schlanken Majuskeln, als habe sie soeben jemand mit einem schwarzen Filzstift auf das Porzellanweiß geschrieben.

Es ist ein ganz einfacher Becher, aus einem Billigladen, ich bekam ihn einmal geschenkt. Ich mag seine Form, er hat eine nicht ausladende, ganz gerade, nicht zu breite Ausführung. Seine Höhe beträgt 10,6 Zentimeter, sein Durchmesser 7 Zentimeter und an seinem schmalen Henkel, der geschwungen ist wie ein halbes Herz, kann ich ihn gut in die rechte Hand nehmen und zum Mund führen, meist wärme ich dabei die Linke an der gegenüberliegenden Seite. Vor allem aber ist der Rand des Bechers maximal 2 Millimeter dick (es ist im gesamten Kreisrund nicht überall exakt gleich) – ich trinke nämlich nicht gern aus dickrandigen Gefäßen!

Aus diesem Gefäß mundet der Inhalt gut, ein Inhalt, der sich der Farbe der Majuskeln angleicht, ohne jegliche Beigabe von Becherfarbe (weder in flüssiger noch in würfeliger oder sonstwie gearteter Form). Der Inhalt des Bechers verharrt also noch in der Farbe der Nacht, der Inhalt der schwarzen Aufschrift aber kündet mir von dem, wonach ich lechze: MORNING SUNSHINE .