Weiß sie noch, wo sie ist? Und wann sie ist? Sie steht in der judäischen Wüste im frühen Morgenlicht, noch ist es kühl. Nein, jetzt blickt sie auf die Säulen Salomons in der Negev-Wüste und warm streicht die Luft über ihren Arm. Sie sitzt in ägyptischem Wüstensand und verliert sich in die Weiten des Sternenhimmels, die Nacht dunkel wie nie, die Sterne so klar und in solcher Zahl wie kaum jemals. Um ein Wort, das bleibt in die Ewigkeit hinein, geht es in der Losung, die man ihr gegeben hat für das Jahr. Sie hört ein Flüstern, flüstert selbst, kommt das nicht aus den Urgründen des Zweistromlands? Und formt es sich nicht jetzt zu Worten, die das Licht in sich tragen: Frieden, Versöhnung?!
Virtuos haben die MusikerInnen des asambura Ensembles Klangwelten erstehen lassen, in denen sich Zeit und Raum auflösen und die eine Ahnung wecken von Dimensionen, die über menschliches Denken und Fühlen hinausreichen und doch seit Jahrhunderten Einzug in Texte und Musik verschiedener Religionen und Kulturen finden. Nicht alltägliche Instrumente, z.B. die syrisch-arabische Oud, die persisch-iranische Kamanche (Stachelgeige) oder das „Glockenspiel“ einer Celesta entwickelten die klanglichen Perspektiven ebenso wie die eher bekannten Instrumente (Flöte, Geige, Klarinette etc.), denen aber zum Teil ungewohnte Tongebung entlockt wurde, Schnauben, Kratzen, tonloses Anblasen. Der Kinder- und Jugendchor sowie der Motettenchor Lörrach folgten unter der so präzisen, konzentrierten, geduldigen wie vielfach inspirierten und inspirierenden Leitung von Joss Reinicke und Maximilian Guth mit gelingender Intensität in die kompositorische Neudeutung von Mozarts Requiem-Fragment: Lux perpetua – ein vielfältig kulturelles Requiem über Ewigkeit.
Bleibt zu hoffen, dass dies zwar die erste, aber nicht die letzte Zusammenarbeit des Motettenchores mit dem asambura Ensemle war!
