Kanaldeckel

Endlich kümmert sich die Badische Zeitung einmal um Kanaldeckel, unter „Fünferpack“ listet sie fünf kurze Informationen zu den Runden auf. Abgebildet ist ein Freiburger Deckel mit zipfelbemützten Turmbläsern. Sie stehen auf dem Freiburger Wasserschlössle, einem Wasserhochbehälter mit Tarnfassade, der im Sternwald oberhalb des Stadtteils Wiehre liegt (hab‘ ich den überhaupt schon einmal in natura gesehen?) Der Sternwald erklärt auch die Sterne auf dem Kanaldeckel. Und was ist mit der Lilie? Tatsächlich findet sich im Netz unter welt-der-wappen.de ein Eintrag zu „Heraldik zu unseren Füßen“ auf Kanalschachtabdeckungen, sogar auch zu Kanalabdeckungen in Freiburg, wobei fälschlicherweise das Wasserschlösschen als dreitürmige Stadtmauer interpretiert wird, die Lilie wird als Symbol für Gerichtshoheit, Gerechtigkeit und Landfrieden angesehen. Oder handelt es sich gar nicht um eine Lilie, sondern um eine Gleve (oder auch Glefe – ein vollkommen neues Wort für mich), also eine Stangenwaffe? Manchmal erhalten die Kanaldeckel auch Pflaster, so geschehen beim Besuch von Benedikt XVI. im September 2011, als er mit dem Papamobil durch die Freiburger Innenstadt fuhr und die Kanaldeckel mit weißen Siegeln versehen wurden, den sogenannten Papstpflastern. Die Freiburger Kanaldeckel kenne ich ganz gut, auch die Weiler sind mir (im wahrsten Wortsinn) geläufig mit dem Wellenband des Rheins und den darüber schwebenden prallen Trauben, bald besuche ich aber auch einmal wieder die schönen Deckel mit den Radschlägern: in Düsseldorf gilt das Radschlagen der Kinder als älteste Tradition der Stadt, um deren Entstehung sich mehrere unterschiedliche Geschichten ranken. Die älteste Variante erzählt, dass die Einwohner vor Freude auf die Straße liefen und die Kinder Räder schlugen, als in der Schlacht von Worringen 1288 Graf Adolf den Kölner Erzbischof besiegte und Düsseldorf die Stadtrechte erhielt.

Es empfiehlt sich, Kanaldeckel nicht nur mit Füßen zu treten, sondern ihnen Augenmerk zu schenken – oft sind sie eine Augenweide! (Ich sammle sie – fotografisch, versteht sich)