studiert im Masterstudiengang die junge Frau, die am Mittag des heutigen Chorprobentags den Staffelstab des Dirigats übernimmt. Passend dazu findet sich im Netz ihr Portrait mit einem Stethoskop. Das hat sie nicht dabei, wohl aber ihre ausgebildete Stimme, ihr klares und freundliches Wesen, ihr pädagogisches Geschick, ihre Klavierspielkunst, ihre Präzision und ihre Musikalität. Hören kann sie auch ohne Stethoskop alle Feinheiten und sie versteht es, den Choristen das Hinein- und Aufeinanderhören zu vermitteln. Was die Choristen schon wissen, was aber immer aufs Neue der Übung bedarf: ein gut klingender, ausdrucksstarker Gesang erfordert geduldige Vorbereitung auch durch Sprechübungen. Man mag nicht glauben, wie oft das Wort „Kraft“ zu wiederholen ist, bis es im Zusammenwirken aller Sänger und Sängerinnen perfekt sitzt und auch die Konsonanten klingen. Dazu lässt uns die junge Frau „Kirschkerne spucken“, nicht einfach in die Gegend, sondern auf ein genaues Ziel hin, und siehe da, das „t“ der Kraft hört sich gleich ganz anders an. Jetzt noch das „f“ davor, es platziert sich wie eine Fläche vor das gespuckte „t“. Dann gibt es auch noch Rutschen im Gaumen, auf denen das Gleiten nicht durch ein „b“ unterbrochen wird, allerdings ist, wenn man dabei vom „Zeba“ kommend beim „oth“ landet, dieses auf einem Tablett zu servieren. Das „w“ von „würdig“ ist bitte lang und überhaupt loben wir doch mit „Herr, du bist würdig…“ Gott, dann sollte das nicht klingen, als würden wir eine Bedienungsanleitung lesen.
Alles klar?
Was singen wir? Das Deutsche Requiem von Johannes Brahms.

(„Herr, du bist würdig zu nehmen Preis und Ehre und Kraft…“ ist der 11.Vers aus dem 4.Kapitel der Offenbarung des Johannes)