Gartengaben oder Sommerfreuden 6

Eine Chorkollegin bringt mir von überreicher Gartenernte, Mirabellen und Bohnen. Nach kurzer Kühlschrankruhe melden sich die Gaben und wollen verarbeitet werden. In welche Gesellschaft können und wollen sie sich begeben?

Zu den Mirabellen finden sich Quark, Joghurt, Bourbon-Vanille-Zucker, Cantuccini und Zitronenmelisse ein: die Mirabellen entsteinen und kurz mit etwas (Zimt-) Zucker zu einem Kompott dünsten und abkühlen lassen. Ein paar Mirabellen im Originalzustand lassen für die Dekoration des Desserts. Speisequark und etwas festeren Natur- Joghurt so miteinander verrühren, dass eine Art Creme entsteht (Fettgehalt kann man je nach Gusto wählen; Menge je nach Bedarf), dahinein kommt der Bio-Bourbon-Vanille-Zucker, bei mir war es ein Tütchen, hat man eine größere Menge Creme oder will man es süßer, müssen es natürlich zwei oder mehr Tütchen sein. Die Cantuccini füllt man in ein Küchentuch (oder in eine Plastiktüte) und zerschlägt sie mit einem Stößel oder Hammer in kleinste Stücke. Mit den zerstoßenen Cantuccini beginnt man die Schichtung in kleinen Gläsern, dann folgt die Quarkjoghurtcreme, schließlich das Mirabellenkompott – da capo, bis die Gläser gefüllt sind, enden sollte man mit der Creme. Auf der man zum Schluss dekoriert mit den ganzen Mirabellen, ein paar Cantuccini-Streuseln und Zitronenmelisse- oder Minzblättern. Kühl stellen bis zum Servieren.

Die Bohnen vergesellschaften sich sommerlich- marokkanisch mit kleinen Tomaten und frischem Knoblauch: die Bohnen waschen und in kleine Stücke schneiden, dann in kochendes Wasser oder Gemüsebrühe geben und je nach gewünschter Bissfestigkeit garen, nach dem Abtropfen zu den Stückchen frischen Knoblauchs und den in Würfeln oder Hälften geschnittenen Tomaten geben, die man zuvor in Olivenöl angedünstet hat, vermengen, mit (Kräuter-) Salz, Pfeffer, Koriander und Kreuzkümmel würzen und noch etwas weiter dünsten. Statt des Kreuzkümmels kann man auch ein paar Chiliflocken dazugeben, dann erhält man eine etwas andere Geschmacksnote. Bleibt etwas übrig, schmeckt es anderntags gut als Salat, nachwürzen, mit Oliven- oder kaltgepresstem Rapsöl und rotem Balsalmico versehen.

Das Bohnenrezept habe ich vor Jahren einmal dem Buch „Die Küche des Kalifen“ entnommen, das auf zartlachsfarbenen Seiten ohne Bebilderung einfach zuzubereitende Rezepte der orientalischen Küche versammelt, garniert mit arabischen Sprichworten, zum Beispiel „Der Gruß führt zur Unterhaltung“ oder „Ein hundert Meilen weiter Weg beginnt mit dem ersten Schritt“ und „Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt“.

Und Andreas Loos hat inzwischen die beiden weiteren Beiträge zu einer Theologie des Gartens auf www.reflab.ch veröffentlicht, am 3.August „Erde unter den Fingernägeln: Gärtnern macht menschlich und ist göttlich“ (z.B. Eden als gemeinsames Projekt von Gott und Mensch und Den Garten genießen und darin spielen) und am 10.August „Der Uhrgarten in Eden und die Zeitnot unserer Gegenwart (wirklich Uhrgarten in der Überschrift zum Urgarten; z.B. Gärten sind Orte der Verwandlung und Im Duft des Gartens die Zeit kosten)

(Die Küche des Kalifen. Klassische Rezepte aus Marokko. Gondrom Verlag Bindlach 2005)