Fühlen-Denken-Erinnern-Schreiben

Dann und wann erhalte ich schöne Geschenke. Zum Beispiel Mitte Dezember diesen Band, der eine Vorlesung und eine Rede von Siri Hustvedt (geb.1955) anlässlich des 20jährigen Jubiläums der Tübinger Poetik-Dozentur 2016 enthält, ergänzt u.a. durch ein Gespräch, das Siri Hustvedt mit dem Neurophysiologen Vittorio Gallese (geb.1959; bekannt für Mitentdeckung der Spiegelneurone) über Neurowissenschaften und Literatur führte.

Heute habe ich begonnen, dahinein zu lesen und zum Beispiel etwas über die vom „Philosophen der Narration“ Paul Ricoeur (1913-2005) so genannte „dritte Zeit“ erfahren, den „Beginn einer speziellen Zeit des Geschichtenerzählens“ (zwischen phänomenologischer und kosmologischer Zeit, S.9 u.15)

Weiter geht es auch um die (nicht unidirektionalen) Verknüpfungen von Erinnerung und Imagination und deren Bedeutung für das Schreiben von Geschichten. Auf Seite 21 heißt es: „Jeder in einer Familie weiß, dass manche Erinnerungen der Imagination entsprungen sein müssen. Wie könnten zwei Schwestern dasselbe Ereignis sonst ganz unterschiedlich in Erinnerung haben?“

Gut, da muss ich doch noch herausfinden, ob jemand außer mir sich noch daran erinnert, dass wir vor vielen, vielen Jahren einmal Wernher von Braun (gest.1977) begegnet sind, nur kurz, in einem Aufzug. Es war in einem Hotel, bei einem Familientreffen, in der Landeshauptstadt. Oder???

(übrigens war Emmanuel Macron von 1999 bis 2001 Ricoeurs wissenschaftlicher Assistent und hat ihn in seiner Eröffnungsrede zur Frankfurter Buchmesse 2017 erwähnt)

(das abgebildete Buch zur Tübinger Poetik-Dozentur 2016 ist im Swiridoff-Verlag, Künzelsau 2017 in 1.Aufl. erschienen; Stiftung Würth)