„Fresh Window – Kunst & Schaufenster“

heißt eine Ausstellung im Tinguely- Museum Basel, die noch bis 11.Mai zu sehen ist, und das Museum hat sie so eingerichtet, dass man zuerst die hohe Fensterfront mit Rheinblick und den langen Gang am Fluss entlang geführt wird, bevor man die über drei Stockwerke verteilten Ausstellungsräume erreicht.

Dort begegnet man einer Replik des titelgebenden Werks von Marcel Duchamp (1887-1968):  Fresh Window von 1920, mit dem er Funktionen und Bedeutungsebenen eines Fensters ad absurdum führte. Dann erfährt man, dass Jean Tinguely (1925-1991) als Schaufensterdekorateur begonnen hat, es war sein in Basel erlernter Ausbildungsberuf, Fotografien zeigen zu Beginn der Ausstellung u.a. seine Dekorationen für die Buchhandlung Tanner und das Basler Optikergeschäft Ramstein Iberg Co. aus den 50er Jahren, zum Ende der Ausstellung seine fürs Berner Warenhaus Loeb geschaffene Rotozaza III von 1969, die im Schaufenster Geschirr zerstörte (eine Konsumkritik). Dass Tinguely seine Karriere als Lehrling eines Schaufensterdekorateurs begann, war mir nicht bekannt, zum Glück ging es einem Kurator der Ausstellung auch so: Adrian Dannatt stellt im Katalog „Reflexionen über das Schaufenster“ und die Ideenentwicklung zur Ausstellung an, er dachte „über die lange Geschichte dieser kreativen Zusammenarbeit“ nach und fand immer mehr Künstler:innen, die auch im Beruf der Schaufensterdekorierenden tätig waren oder sind. Arbeiten von Christo und Warhol sind zum Beispiel vertreten; Ende der 50er Jahre gab es legendäre Dekorationen für Tiffany & Co. von „Matson Jones“, hinter dem Pseudonym verbargen sich Jasper Johns (geb.1930) und Robert Rauschenberg (1925-2008). Von deren Ideen und Inszenierung im starken Hell-Dunkel-Kontrast geht eine glitzernde Faszination aus, aber auch Tinguelys Idee für Wohnbedarf Jehle von 1950 hat etwas:  „Der Himmel kann warten…“ – und wenn man sich fragt, was nun lachende Engel und Himmel mit einem Geschäft für Wohnbedarf zu tun haben, hilft ein weiteres Schild im entsprechenden Schaufenster weiter: „…denn, Schränke von Wohnbedarf sind für Ihre Kleider das Paradies auf Erden“.  Womit man wahrlich paradiesisch geerdet ist. Und dann taucht auch noch Nofretete auf …