Franz Hohler und mehr

Ach, der Franz Hohler, der hat’s mir ja angetan mit seinen Spaziergängen und Wanderungen und auch wenn ich grad angefangen hab, „Liv“ zu lesen von Kevin Kuhn, so kehr ich doch gern zwischendurch zurück zum Franz und seinen „52 Wanderungen“ und da hab ich tatsächlich entdeckt, dass er auch aus Sehnsucht nach Frühling und mehr, nein Meer, sich zu letzterem aufmacht, zu einem, das in erreichbarer Nähe liegt, nämlich eineinhalb Stunden von Zürich entfernt. Und da sieht er am Ende eines Meeresarms ein Münster und gerät in einen Park am Ufer und all das kommt mir so bekannt vor und auch das Schloss mit den Türmen, das er am Ufer gegenüber erahnt und in dem einst eine Dichterin wohnte, hab ich, wenn auch nicht vom anderen Ufer, so doch von Bord eines Bootes aus, dem Hügel entwachsen sehen und dran denken müssen, dass der Ort, zu dem es gehört, das Sehnsuchtswort in seinem Namen trägt.

Und, wenn ich auch aus der anderen Himmelsrichtung ankomme und ein wenig länger als eineinhalb Stunden unterwegs bin, so sehe ich doch die sich ausdehnende Fläche und die Linie, die an manchen Tagen scharf, an anderen kaum auszumachen das Wasser vom Himmel trennt und die sich nach rechts und nach links ausstreckt, ich sehe die gelassene Bahn der Schwäne am Ufer und ich sehe sie zurückbleiben, wenn ich hinausfahre und die Heckwelle hinter mir die Fläche aufmischt und ich spüre die Frische des Fahrtwinds, wenn ich mich über die Reling lehne und dem Sehnsuchtswort ganz nahe komme, so dass nicht nur die Ufer sich auflösen, sondern auch ich mich im offenen Meer.

(Franz Hohler, geb. 1.März 1943: „Am Meer“ in „52 Wanderungen“, Luchterhand-V. 2005; Kevin Kuhn, geb. 23.Dezember 1981: „Liv“, Berlin-V. 2017)