Drittletzter Sonntag des Kirchenjahres

Gottes unsichtbares Wesen – das ist seine ewige Kraft und Gottheit – wird seit der Schöpfung der Welt, wenn man es mit Vernunft wahrnimmt, an seinen Werken ersehen.

So ist der Vers 20 aus dem ersten Römerbrief heute im Herrnhuter Losungsbüchlein als sog. Lehrtext wiedergegeben. In der Elberfelder Übersetzung lautet er so:

Denn sein unsichtbares (Wesen), sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, wird seit Erschaffung der Welt in dem Gemachten wahrgenommen und geschaut.

Die Interlinearübersetzung übersetzt den griechischen Text so:

Denn das Unsichtbare an ihm, seit Schöpfung der Welt an den Schöpfungswerken erkannt werdend, wird wahrgenommen, und – seine ewige Macht und Gottheit …. (im griechischen Wort für erkannt werdend steckt hier „noos“: Sinn, Einsicht, Verstand, Vernunft, Gesinnung etc.)

Und da heute der 9.November ist, schaue ich auch in eine „Übersetzung des Neuen Testamentes, die seiner jüdischen Herkunft Rechnung trägt“ von David H. Stern (Das jüdische Neue Testament, Hänssler-V. 1994):

Seit der Erschaffung des Universums waren seine unsichtbaren Eigenschaften – seine ewige Macht wie auch sein göttliches Wesen – allezeit deutlich zu erkennen, denn man kann sie aus dem, was er gemacht hat, verstehen.

Ein Zitat des Schriftstellers Fjodor M.Dostojewskij (11.Nov.1821-9.Febr.1881) lässt das Herrnhuter Losungsbüchlein dem Lehrtext folgen:

Liebet die ganze Schöpfung Gottes! Sowohl den ganzen Erdball, wie auch das kleinste Sandkorn. Jedes Blättchen liebet, und jeden Sonnenstrahl! Liebet alle Dinge! Wenn ihr das tut, so werden sich euch in ihnen die Geheimnisse Gottes offenbaren.