Dreiklang der Legenden

(zum Gedenktag der Heiligen Chrischona am heutigen 16.Juni)

Die heiligen drei Jungfrauen Kunigunde, Mechtrudis und Wibranda folgen im 4. Jahrhundert n.Chr. der Ursula von Köln auf der Wallfahrt nach Rom, erkranken aber auf dem Reiseabschnitt nach Basel und sterben bei Rapprechtsweier (heute wahrscheinlich Adelhausen) nahe Eichsel (Ortsteil von Rheinfelden), wo sie auch begraben liegen, so erzählt es die Legende. Der Eichsler Umgang (Prozession und Volksfest) hält die drei lebendig.

Die drei Schwestern Chrischona, Margarethe und Odilia bauen jede auf einem von drei Hügeln der Basler Umgebung eine Kirche (St.Chrischona -Bettingen, St.Ottilien – Tüllingen, St.Margarethen -Binningen) und geben sich aus ihren Klausen des Nachts Lebenszeichen mit einer Laterne. Auch hier weiß die Legende, dass die heilige Chrischona eine Gefährtin der Hl. Ursula von Köln war (Legenda aurea) und sich entweder auf der Rückreise von Rom weigerte, das verkündete Martyrium mit Ursula zu erleiden und daher verjagt und zur Einsiedlerin wurde, oder aber erkrankte und die Rückreise bei Basel abbrechen musste oder als einzige Überlebende des Martyriums am Rhein entlang nach Basel floh.

Drei adlige Schwestern aus dem Haus Pfeffingen (Baselland) verlieben sich gemäß der dritten im Dreiländereck tradierten Legende in drei Brüder des feindlichen Hauses Thierstein (Adelsgeschlecht Nordwestschweiz). Das duldet der als Vormund fungierende Bruder der drei Schwestern nicht (da ihm ein Untergang des Hauses Pfeffingen prophezeit wird, für die Schwestern hingegen enthält die Prophezeiung ewige Häuser), er lässt die Thierstein-Brüder enthaupten  – die drei Schwestern ziehen sich daraufhin als Einsiedlerinnen zurück, die Kirchen St.Chrischona, St.Ottilien und St.Margarethen sind nach ihnen benannt.

(Die drei Legenden von den drei Jungfrauen werden teilweise miteinander verwoben; in St.Ottilien, Tüllingen findet sich ein Fresko mit der Darstellung von drei Frauen im Sakramentschrein)

(Jacobus de Voragine, 13.Jh.n.Chr. Genua, bezeichnete seine um 1264 verfasste Hagiografie noch nicht als „Legenda aurea“ – der Titel wurde ihr erst später, aber noch zu Lebzeiten des Verfassers, verliehen – sondern als „Bearbeitung von Geschichten von Heiligen“)

https://www.katholisch.de/artikel/34319-legenda-aurea-die-schatzkiste-der-heiligen

(Es gibt weitere, mit anderen geografischen Räumen verknüpfte Drei-Frauen-Legenden und Vorbilder in dreigestaltigen Göttinnen. Auch die Trias der göttlichen Tugenden Glaube, Hoffnung, Liebe nach 1.Kor.13 wurde  in Gestalt von drei Frauen dargestellt und in den Heiligenkanon aufgenommen: die drei Jungfrauen Fides, Spes und Caritas  – Töchter der Hl. Sophia – erlitten gemäß Überlieferung unter Kaiser Hadrian im 2.Jh.n.Chr. das Martyrium)