Die Tafelrunde

Dann und wann erhalte ich schöne Geschenke. Zum Beispiel am 12.April 2025 in Sent direkt von den Herausgebern das Buch „Tafelrunde – Schriftsteller kochen für ihre Freunde“, ein erzählendes Kochbuch mit – wie im Klappentext erläutert – Rezepten, die einerseits ungewöhnlich sind und sich andererseits leicht nachkochen lassen, vor allem aber viel aussagen über ihren Verfasser. Gegendert wird weder im Klappentext noch im Titel, aber natürlich sind nicht nur „Lieblingsrezepte von 37 namhaften Schriftstellern“ versammelt, sondern auch namhafte Autorinnen „erzählen…ganz persönliche Geschichten über die Zubereitung der einzelnen Gerichte und ihre Erlebnisse beim Kochen“ (mehr als die Hälfte im Übrigen). Terézia Mora z.B. bereitet eine Hirn- mit- Nier’n- Suppe, Katrin de Vries lieber eine Möhren- Ingwer-Karotten-Suppe, Barbara Spengler-Axiopoulos Überbackene Riesenbohnen und geschmorte Quitten, Olga Grjasnowa folgt Mutters Küche mit einem Menü aus Aserbaidschan, bei Eva Menasse wird es süß mit Susi-Torte.  Bei Alain Claude Sulzer (geb.1953 in Basel – so stehts in der Kurzvita – richtiger wäre Riehen) hingegen ist Italien zu Hause, mich wundert nur, dass er für die Saltimbocche Schweinefilet verwendet, begeistert bin ich aber davon, dass ihm „die Lust am Kochen noch nicht vergangen ist“ und dass er nicht nur „pedantisch genau nach Rezept, wie Julian Barnes es empfiehlt“ kocht, sondern auch seiner „Phantasie freien Lauf“ lässt oder in seinen Erinnerungen blättert (Julian Barnes: Fein gehackt und grob gewürfelt. Der Pedant in der Küche. Köln 2004; als KiWi-Taschenbuch 2012). Natürlich ist mir auch (nicht nur aus beruflichen Gründen) sehr lieb, dass Alain Claude Sulzer bei der Zubereitung seiner mehrgängigen Menüs an die „gastrische Aufnahmefähigkeit“ seiner Gäste denkt und die Dosis der einzelnen Speisen genauestens austariert (wie sagte doch schon der Schweizer Arzt, Alchemist, Sozialethiker etc. Theophrastus Bombast von Hohenheim, genannt Paracelsus:  Allein die Dosis machts, dass ein Ding kein Gift sei).

Manfred Koch (geb.1955) hat dem erzählenden Kochbuch ein Nachwort geschrieben: „Die Tafelrunden der Klassiker. Vom Appetit, den Tischgesellschaften und der Essphilosophie Goethes und Kants.“

Über das Buchgeschenk habe ich mich besonders gefreut, weil ich das Buch vor Jahren bereits einmal selbst erworben, dann aber verschenkt hatte (gedämpft war die Freude nur dadurch, dass Angelika Overath und Manfred Koch, die Ideen- und Herausgeber, dem Verlag Lagerbestände des Buches  hatten abnehmen müssen). Meine „Senter Lektüren“ werde ich in der Schreibschule von Angelika Overath und Manfred Koch Anfang Oktober fortsetzen – noch eine Freude!

(Tafelrunde. Schriftsteller kochen für ihre Freunde. Hrsg. von Angelika Overath, Manfred Koch und Silvia Overath. Luchterhand Literaturverlag München, 3.Aufl.2012)

https://www.deutschlandfunk.de/alain-claude-sulze-zu-haydn-eine-literarische-sinfonie-100.html?sfnsn=scwspmo