Die Wärmflasche kam sich vor wie eine Geliebte. Christian nahm sie immer mit ins Bett. Zumindest im Winter und lange ins Frühjahr hinein. Ab Mai meistens wurde es aber doch zu warm, und Christian schlief in den kommenden Monaten allein, ohne die Wärmflasche. Nicht dass die Wärmflasche das bedauerte, sie blieb dann im Kämmerchen und dachte sich ihren Teil. Ob Christian es bedauerte, wusste sie nicht, sie hatte ihn nie gefragt. Hätte sie ihn fragen sollen? Nein, sie wollte ihn ja keinesfalls bedrängen und so blieb sie lieber ungefüllt, aber weiter in ihr Grau gehüllt dort, wo Christian sie hingelegt hatte (nicht ohne ihr noch einmal über das weiche Flies gestrichen zu haben). Da lag sie dann im Dunkeln, neben ihresgleichen, die andere war knallbunt angetan, blieb aber seit langem unbeachtet, führte ein Schattendasein und dämmerte im Kämmerchen vor sich hin.
Ich träume jetzt ein wenig, dachte die graue Wärmflasche, und übersommere, irgendwann ist es wieder kalt genug, dann holt Christian mich eilends hier heraus, öffnet mit rascher Drehbewegung meinen Verschluss, füllt mich mit heißem Wasser und trägt mich beglückt in sein Bett. Ich bleibe bereit.
