Die drey scheenschte Dääg – Rückblick

Am Dienstag sind die drey scheenschte Dääg voll in Gang, das Wetter hat sich für aufgelockerte Bewölkung mit sonnigen Abschnitten entschieden, es spricht nichts dagegen, über Frankreich am Rhein entlang in die Schweizer Nachbarstadt zu radeln. Bei St.Johann erreicht uns schon der Rhythmus der Trommeln und das Pfeifen der Piccolo-Flöten, noch ist es vereinzelt und verhalten, rasch wird es sich steigern in Lautstärke und Frequenz. Die Räder parken wir bei der christkatholischen Kirche neben dem Universitätsspital und gehen zu Fuß Richtung Mittlere Brücke. Wir schauen nach oben und sehen, dass die „Trois Rois“ an den drey scheenschte Dääg keine Könige bleiben wollen, sondern sich in Waggis verwandelt haben und aus Vogelperspektive auf das Treiben schauen. Den heute ruhig fließenden Rhein sehen sie nicht, wir aber können ihn immer einmal wieder erblicken.

Laut, sagt der groß gewordene Jemand und hält sich die Ohren zu, als das Trommeln direkt an uns vorbei und auch in unseren Bauch kommt. Und dann geht er richtig los, der Kinder- Cortège, der Fasnachts-Umzug der Binggis, bei dem auch große Menschen und Cliquen, Ainzelmasgge und Gruppen teilnehmen können – und Brücken und Gassen füllen sich mit so viel Volk, so viel Rhythmen und Räppli, dass sie fast bersten.

Wir bewundern die fantasievollen Kostüme und Sujets, lassen uns vom hypnotischen Pfeifen und Trommeln einlullen und wärde au mol gstopft (später werden wir Mühe haben, die knallbunten Räppli wieder loszuwerden). Der groß gewordene Jemand und der freudige Fratz haben sich inzwischen an das Treiben gewöhnt und sammeln eine Menge Dääfeli und Plüschtierchen, die an Buntheit den Räppli in Nichts nachstehen. So große Schuhe wie die herzigen Clowns haben wir nicht, aber wir wollen ja auch nicht die lange Strecke mitlaufen, sondern nur den Rheinsprung hinauf, um auf dem Münsterplatz die Laternen – Gehäuse zu bestaunen. Dass das und erst recht danach der Weg zurück zu den Rädern zu einem Schneckenrennen gerät, weil kaum noch ein Durchkommen ist und aus allen Winkeln, Ecken, Straßen und Gassen immer neue Formationen trommelnd und pfeifend marschieren, lässt uns bedauern, dass wir uns nicht mit einem der zem Siirpfle angebotenen Wässerli gestärkt haben.

Schließlich befreien wir aber die Räder aus der Kohorte derer, die sich zu ihnen gesellt haben, erreichen über St.Johann den Dreylanddichterweg am Rhein, entfernen uns von Rhythmen, Räppli und Menschenmengen und denken daran, dass der mit weißer Hose, blauem Hemd und rotem Foulard gekleidete Waggis ursprünglich ein elsässischer Tagelöhner war.

(Und wer nicht weiß, was Binggis sind, der darf unter dem Link nachschauen)

https://www.dwds.de/wb/Binggis