
Am 4.August 2024, einem heißen Tag, lief ich nicht nur an Bauzäunen, der Piazza Venezia, der „Schreibmaschine“ (Monumento Vittorio Emanuele II), den Kaiserforen, dem Kolosseum, an Kloster- und Kirchenkomplexen entlang, sondern auch an Souvenirlädchen vorbei. „Roma si trasforma“ war in großen Lettern auf die Bauzäune gepinnt – aber lächelte nicht auf dem bereits für 2025 zu erwerbenden Calendario Romano genau derselbe junge Priesteranwärter wie damals auf dem Kalender für 1978?
Am Mittwoch, den 16.November 1977 schrieb ich : „ Gestern Mittag habe ich übrigens noch gesehen, wie die Priester im Haus gegenüber auf ihrer Dachterrasse Rollbrett fahren! Zuerst glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen, es war aber auch wirklich ein köstliches Bild: wie sie in ihren langen schwarzen Kutten hoch über Rom ungeschickt ihre Balance halten, einander stützend!“ (das Collegio gegenüber der heutigen Casa Valdese gibt es noch, Rollbrett-fahrende Priester habe ich aber nicht mehr entdeckt)
Am Donnerstag, den 3.November 1977 schrieb ich über Szenen auf dem Petersplatz: „Freudejauchzend springen Kinder auf den Pflastersteinen und spielen mit den Tauben; ein Pater lächelt liebevoll ob der Unbefangenheit der Kleinen. … Nach Dienstschluss gehe ich mit E. , S. und dem Hund Luchs noch einmal zum Petersplatz, damit ich sehe, wo die Vatikanpost sich befindet. Eine Weile sitzen wir auf dem schönen Stein, links erhebt sich mächtig die Fassade des Petersdomes, gegenüber die andere Säulenhalle, gekrönt mit den Statuen vieler Heiliger. Darüber erhebt sich in den nachtdunklen Himmel der Häuserhügel des Vatikans, dessen warmscheinende Fenster uns wie Augen anblicken.- Lustig, wenn man sagen kann, sieh, der Papst hat Licht! Ich kenne nun das Fenster, aus dem er jeden Sonntag um 12 Uhr auf den Platz hinausblickt. Der Springbrunnen auf dem Platz ist um diese Zeit zum Lichtbrunnen geworden: er scheint wässriges Licht zu versprühen.“
Am Samstag, den 26.April 2025 fragt mich eine Freundin, ob ich „in Rom dabei“ bin. Natürlich bin ich in Rom dabei! Die ganze Zeit. Wechsle aber zu Vatican Media Live deutsch, da sind die Bilder und die kommentierende Begleitung ruhiger.
Am Dienstag, den 4.März 2025 sah ich im Kino den auf dem gleichnamigen Roman von Robert Harris basierenden Film „Konklave“ von Edward Berger, in dem u.a. Ralph Fiennes, Stanley Tucci und John Lithgow Kardinäle spielen und Isabella Rossellini eine Ordensschwester.
Und als ich heute „Meine Reise nach Rom“ von Émile Zola in die Hand nehme, liegt das gelbe Lesebändchen zwischen den Seiten des 8. und 9.November 1894 und an diesem 9.November schreibt Zola gerade über die Kardinäle.
(Buchempfehlung: Émile Zola „Meine Reise nach Rom“, Handbibliothek Dieterich, DVB Mainz 2014)
