Buß- und Bettag

Der Buß- und Bettag ist ein evangelischer Feiertag und im Herrnhuter Losungsbüchlein als solcher ausgewiesen und mit einem Extra-Spruch versehen. Aber wer erinnert sich überhaupt noch daran, was es mit ihm auf sich hat?

Fragt man Wikipedia, erfährt man von der wechselvollen Geschichte des Tages. Immer wieder wurden als Reaktion auf aktuelle Nöte und Gefahren Buß- und Bettage angesetzt, die zu Umkehr und Gebet aufrufen sollten (warum sind es so oft nur Nöte und Gefahren, die zu solchen Aufrufen führen?). Seit dem Ende des 19.Jahrhunderts wird der Tag immer auf den letzten Mittwoch vor dem sogenannten Ewigkeitssonntag datiert, also dem letzten Sonntag des Kirchenjahres, und fällt daher in diesem Jahr auf den 19.November. Hin und her ging es mit dem Buß- und Bettag, es gab ihn auch im Plural, 1878 zum Beispiel waren es in 28 deutschen Landen gesamt 47 Bußtage an 24 unterschiedlichen Tagen. Ab 1990 war der Buß- und Bettag ein deutschlandweiter Feiertag, nachdem er nach der Wiedervereinigung auch von allen östlichen Bundesländern übernommen worden war. Und warum gibt es ihn seit 1995 nur noch in Sachsen? Weil im Jahr 1994 beschlossen wurde, den Buß- und Bettag als arbeitsfreien Feiertag ab 1995 zu streichen, um der Mehrbelastung der Arbeitgeber durch die Beiträge zur neu eingeführten Pflegeversicherung durch Mehrarbeit der Arbeitnehmer entgegenzuwirken (wobei in Baden-Württemberg zunächst stattdessen die Abschaffung des Pfingstmontages diskutiert worden war; in Sachsen zahlen die Arbeitnehmer als Ausgleich einen etwas erhöhten Beitrag zur Pflegeversicherung). Aufgrund der Feiertagsgesetze gibt es Sonderregelungen allgemein und im Besonderen, zum Beispiel in Bayern und in Berlin: in Bayern ist der Tag offenbar unterrichtsfrei, für die Lehrpersonen aber nicht dienstfrei, denn es werden Pädagogische Tage abgehalten mit Themen zu Erziehung und Bildung, in Berlin besteht wohl für evangelische Schüler keine Verpflichtung zum Schulbesuch (ist das noch so, wie es in Wikipedia beschrieben ist? – der Artikel wurde tatsächlich vor zwei Tagen aktualisiert). Festgesetzte Bußtage oder -zeiten gab es auch bereits in der Antike, zum Beispiel die „feriae piaculares“ in Rom, die in Krisen- und Kriegszeiten ausgerufen wurden.

Ich erinnere mich, dass an der Schule meiner Nachkommen der Buß- und Bettag als Tag der Besinnung gewürdigt wurde.

(Wegkapelle; Foto vom 13.November 2025)