Endlich war ich einmal wieder bei den Augustinern. Oder vielmehr war ich in der Normandie. Bei den Augustinern in der Normandie, in Begleitung der Impressionisten. Licht und Landschaft, Impressionisten in der Normandie heißt die Ausstellung im Augustinermuseum Freiburg, die noch bis zum 30.November zu sehen ist und die mit über 70 Werken die Bedeutung der Normandie für den Impressionismus beleuchtet. Die meisten Exponate entstammen der in den 1990er Jahren in Caen gegründeten Sammlung „Peindre en Normandie“, aber es findet sich auch ein Monet von 1881 aus der Fondation Beyeler (dort Dauerleihgabe der Rudolf Staechelin Collection): Ölfarbe auf Leinwand hält den Eindruck „Ruhiges Wetter“ der Küstenansicht von Fécamp fest, steil abfallende Klippen, helles Türkis des Meeres, das mit flachen sanften Wellen den spärlichen Strand erreicht, ein ruhiger, eher hellgrauer Himmel. Jean-Baptiste Camille Corot (1796-1875) malt um 1863 einen „Meeresblick mit Kuhherde“, Berthe Morisot (1841-1895) stellt 1883 ihre Schwester samt deren Tochter in den Hafen von Cherbourg. Eingangs der Ausstellung das „Vorspiel zum Impressionismus“ mit Gemälden verschiedener Künstler, die das Landgut Saint-Simeon und dessen Gäste zum Motiv haben, zum Beispiel „Frauen im Obstgarten von Saint-Simeon“ (um 1868) von Louis-Alexandre Dubourg (1821-1891). Rund 30 MalerInnen hielten sich immer wieder auf dem Gut auf, tauschten sich dort über Skizzen und Techniken aus, Boudin, Jongkind, Courbet, Monet, Corot u.a. Nicht nur die KünstlerInnen entdeckten die Normandie, großformatig auf Zwischenwänden wiedergegebene alte Fotografien zeigen durchaus „Massentourismus“ ab der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts. Menschenbevölkert sind die Fotografien – auf den Gemälden hingegen viel Wolken, viel Wasser, viel Wellenbewegung, kaum Menschen, und wenn, dann klein im Angesicht der Naturphänomene. Die Impressionisten suchten die Küste als Rückzugsort, „Stille statt Trubel“, Claude Monet schrieb am 19.Januar 1888: „Alle Leute hier (die Maler), die mir die am wenigsten guten Orte gezeigt haben, sind Idioten. Und siehe da, heute Morgen, indem ich nur meinem Instinkt folgte, habe ich wundervolle Dinge gefunden.“
Lieber Monsieur Monet, ich folge Ihnen, denn auch ich fand wundervolle Dinge bei den Augustinern, die mich in Licht und Landschaft der Normandie entführten, so dass ich unter Wolken, in Wellen und bei Klippen weilen konnte, auch wenn ich zunächst und noch immer den Eingang zwischen Bauzäunen und Fassadenschutznetzen suchen musste. Der ehemalige Konventsbau wird nämlich als dritter Bauabschnitt saniert und restauriert, am 27.Februar 2026 soll eröffnet werden. Begonnen wurde die Umwandlung in ein modernes Museum und Restaurierung des gesamten Klosterkomplexes mit gotischem Kreuzgang im Jahr 2004, die ehemalige Klosterkirche ist seit März 2010 wieder zugänglich, ein Teil der Museumssammlung wird dort gezeigt. 500 Jahre lang, von 1278 bis 1783, fand das mönchische Leben der Augustinereremiten im Komplex statt. Seit 1923 beherbergen die Gebäude das Augustinermuseum.
