Dann und wann erhalte ich schöne Geschenke.
Zum Beispiel, wenn mich am Regentag eine Freundin in ein Meer entführt, das ganz nah liegt, dazu noch an einem Fluss, der es mit weiteren Meeren verbindet und in dessen Mitte die Grenze verläuft zwischen zwei Ländern und zwischen den Städten auf dieser und jener Seite, die ihren Namen spiegeln und dabei den Flussnamen umarmen.
Nicht Ursuppe ist es, die hier hochkocht, sondern Ursole wird aus 200 Metern Tiefe gefördert und speist den Ort mit „der Kraft des Meeres“, wie der Werbeprospekt verkündet. Das „SalzReich“ imitiert das Meeresklima, wir inhalieren die ionisierte Luft und in diversen Außen- und Innenbecken können wir uns nicht nur vom Strömungskanal mitziehen und von allerhand Düsen besprudeln lassen, sondern wir tauchen auch ein in kräftige Farben, die das Erlebnis unterstreichen, grün lockt ein Whirlbecken, in hellem Blau eines, in dem man Bahnen ziehen kann, rot und zweifelsfrei heiß ist das Feuerbad, tiefblau und unbestritten kalt das Eisbad. Trauen wir uns ins dunkle Untergeschoss, erwartet uns dort ein Schwebeerlebnis wie im Toten Meer, 12 Prozent beträgt der Solegehalt und alles wurde in Blutrot getunkt, um dem „Intensiv“ der Kennzeichnung „Intensiv-Solebecken“ Nachdruck zu verleihen. Lassen wir zu, dass beim Schweben in Rückenlage beide Ohren unter den Wasserspiegel geraten, beglückt uns ein weiteres Highlight: sphärische Unterwassermusik lässt alle sonstigen Geräusche verstummen, wir treiben dahin, lauschen und betrachten allenfalls den Lauf der roten Lichtreflexe an der Decke, so wir nicht die Augen geschlossen haben. Warum nur ist alles so unerquicklich laut, wenn wir den Kopf wieder dem Schweben und die Ohren dem Wasser entziehen?
Aber ja, die Durchblutung ist gefördert, die Atmung angeregt und die positiven Wirkungen auf Nervensystem und Hautstoffwechsel verspüren wir genauso, wie es der Werbeprospekt verkündet, und dass das 2500-Quadratmeter-Wellness-Erlebnis die Entspannung auch durch leichtes Gepäck unterstützt, indem benötigte Badetücher im Eintrittspreis inbegriffen sind, finden wir großartig.
Irgendwann müssen wir die Meeresoase wieder verlassen.
Ganz in der Nähe verspricht ein „Hotel Eden im Park“ (das auch ein Solebad „mit Achtsamkeitsgarten“ hat- oh, das furchtbar inflationäre Wort „Achtsamkeit“ ) Genuss von euro-asiatischer Küche in seinem Restaurant.
Wer weiß, vielleicht erhalte ich den Genuss ja beim nächsten Besuch der Stadt am Fluss geschenkt!
