Alte (oder frühe?) Lektüren

Nach ausgedehntem Ausflug zum Büroaufsteller gehe ich zum Bücherregal und schaue, ob ich das noch habe: „Hundert Jahre Einsamkeit“ von Gabriel García Márquez (1927-2014). Tatsächlich, da ist es in der zweiten Reihe des Regalbretts mit der „spanischen Abteilung“ und im Verein mit weiteren Márquez-Werken aus verschiedensten Zeiten und Herkünften (z.B. habe ich den Fischer-Taschenbuch-Band, Ausgabe 2004 „Von der Liebe und anderen Dämonen“ am 27.Januar 2018 in einer Riehener Brockenstube erworben), die aber zum allergrößten Teil noch auf die Lektüre warten (soweit mir bekannt ist, kennt das Japanische ein eigenes Wort für den Stapel ungelesener Bücher). „Die Erzählungen“ (Kiepenheuer und Witsch, Köln 1992) sollte ich mir bald einmal vornehmen. Auf jeden Fall gelesen habe ich aber „Hundert Jahre Einsamkeit“, und zwar 1983. Es interessiert mich, was ich damals mit Bleistift markiert habe:

„Die Welt war noch so jung, dass viele Dinge des Namens entbehrten, und um sie zu benennen, musste man mit dem Finger auf sie deuten.“ (S.9) „Doch trotz seiner unermesslichen Weisheit und seiner geheimnisvollen Ausstrahlung lastete Menschliches auf ihm, eine irdische Bedingtheit, die ihn an die kleinen Gegebenheiten des Alltags fesselte.“ (S.14) „..dass er etwas tat, von dem er seit langem wünschte, dass man es tun könne, von dem er sich aber nie vorgestellt hatte, dass man es in Wirklichkeit tun könne, ohne zu wissen, wie er es tat, weil er nicht wusste, wo die Füße und wo der Kopf waren, und wo er fühlte, dass er nicht länger dem eisigen Rauschen seiner Nieren und der Luft seiner Eingeweide widerstehen könne und der Angst und dem betäubenden Drang zu fliehen und gleichzeitig für immer dabeizubleiben in jener verzweifelten Stille und jener entsetzlichen Einsamkeit.“ (S.39) „So lebten sie in einer schlüpfrigen Wirklichkeit dahin, die sie vorübergehend mit dem Wort festhielten, die ihnen jedoch unrettbar entglitt, sobald sie den Wert des geschriebenen Buchstabens vergaßen.“ (S.62)  etcetera.

1982 erhielt der im kolumbianischen Aracataca als Ältester von elf Geschwistern geborene spätere Jurastudent, Journalist und Schriftsteller Gabriel García Márquez den Literaturnobelpreis. Ich erinnere mich auch noch, die Verfilmung eines seiner Romane gesehen zu haben, vor langer Zeit, es muss „Chronik eines angekündigten Todes“  mit Ornella Muti, Gian Maria Volonté, Rupert Everett und Anthony Delon gewesen sein.

(Gabriel García Márquez: Hundert Jahre Einsamkeit. Aus dem Spanischen von Curt Meyer-Clason. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1982)