Heute, am Dienstag, den 5.August 2025, einem Tag, der sich nach Anfangsschwierigkeiten zu einem Sommertag gemausert hat, berichtet die Lokalzeitung über einen pensionierten Landtierarzt, der nun nicht mehr Nutztiere auf Bauernhöfen behandelt, sondern aus seinen Erlebnissen Kurzgeschichten bastelt. Er habe viel zu erzählen, nicht nur von Tieren, sondern auch von den Bauern, meint der Artikel, die Texte seien anschaulich, lebendig und mit einem Schuss Humor versehen. Da gibt es Trauer um ein Familienpferd, veritable oder vermutete Tollwutanfälle und Kuhrettungen aus dem Rhein mit Hilfe eines Krans.
Beim Ausflug zum Büroaufsteller gestern, Montag, den 4.August 2025, begrüßen mich friedlich unter Bäumen und wohl nicht am Rhein, sondern an der Leie grasende Kühe, die der flämische Maler Emile Claus (1849-1924) Ende August 1909 auf Leinwand gebannt hat, und mit ihnen das flirrende Licht eines Sommertages, war er doch ein Wegbereiter des Luminismus.
Bunt, sagt der freudige Fratz (den wir jetzt zum Purzel ernennen) zum kleinen Holzspielzeug und hat seine helle Freude, wenn die Kuh mit ihren Wackelbeinen einknickt und tanzt. Seine nonna zieht eine Textminiatur vom 22.März 2024 heraus:
Rau ist die Zunge, die über den Handteller schleckt, rau und lang und warm. Das Mädchen zieht die Hand nicht weg, es hat keine Angst. Es sieht die großen, braunen Augen mit den langen Wimpern, ruhig legt es seinen Blick in den der Kuh. Als der dampfende Atem das Gesicht des Mädchens erreicht, will es über dem feuchten Rosa der Nüstern die weiße Blesse berühren. Kurz nur lässt die Kuh das zu, dann dreht sie den Kopf zur Seite. Aber es genügt, die weiche Geschmeidigkeit des Fells kommt in den Fingern des Mädchens an und bleibt dort, wie das Raue bleibt, das den Handteller berührte. „Sie mögen das Salz der Haut“ sagt die Bäuerin und fragt, ob das Mädchen melken will. Das Mädchen nähert sich dem prallen Euter, es hat Respekt, es setzt sich auf den Schemel, legt die Finger um die Zitze und müht sich um den rechten Druck und Rhythmus. Das ist schwer, die Bäuerin lacht und übernimmt die Arbeit. Rasch füllt sich der Eimer, das Mädchen verlässt mit der Bäuerin den Stall des Aussiedlerhofes und nimmt den Geruch mit. Am Ausgussbecken wäscht es mit kaltem Wasser das Klebrige von der Hand. Dann wird es in die gute Stube geführt, dort sitzt der Vater mit dem Bauer und das Mädchen bekommt eine geblümte Sammeltasse bis zum Rand gefüllt mit der Milch. Es taucht die Lippe ein und der erste Schluck liegt samtig, sahnig und warm auf der Zunge.
