Schau an der schönen Gärten Zier

ist eine Zeile aus Paul Gerhardts jubelndem Sommerlied „Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit…“  Andreas Loos (geb.1969 in Siegen), Automechaniker und promovierter Theologe, von 2002-2022 Dozent für Systematische Theologie am Theolog. Seminar Chrischona und seit 2022 tätig bei Fokus Theologie (Fachstelle für theolog. Erwachsenenbildung der Deutschschweizer Reformierten Kirchen), erzählte neulich vom Thema, mit dem er sich gerade in der Sommerzeit beschäftigen will: der Spiritualität des Gartens. Dazu schreibt er auf https://www.reflab.ch eine vierteilige Blogreihe, zwei Beiträge sind schon abrufbar, vom 20.Juli 2025 „Wetten, es gibt auch für Dich einen Garten?“ und vom 27.Juli 2025 „Raus in den Garten! Push- und Pull-Kräfte für Grünsüchtige“. Wer erfahren will, warum erfülltes Menschsein und Garten zusammengehören, wieviel Gartenvokabeln das Deutsche mindestens besitzt, warum Baumärkte säkulare Tempel der Lebendigkeit sind und die Grünsucht zu den Süchten gehört, die uns gesund machen, dem sei die Lektüre empfohlen.

Im Netz lässt sich auch das Manuskript zu einer Radiosendung des Bayrischen Rundfunks vom 2.April 2024 herunterladen mit dem Titel „Vom Entstehen und Vergehen. Gärtnern als spirituelle Erfahrung“, die Autorin Karin Lamsfuß breitet hier in Gesprächsform verschiedene Quellen zum Thema Sinnsuche im Garten aus.

Im April 2022 habe ich einmal ein Heft erstanden der Reihe Welt und Umwelt der Bibel zu „Eine Ahnung vom Paradies. Gärten in der Antike“.  Pairi daéza aus der altpersischen Sprache steht für einen eingehegten, umzäunten Ort, verwandt ist das hebräische pardes, zu dem Prof.Dr.Sandra Huebenthal (Exegese und Biblische Theologie, Universität Passau) im genannten Heft unter „PaRDeS – im Garten der Schrift wandeln“ über die jüdische Exegese schreibt, die von den (im hebräischen nur geschriebenen) Konsonanten P,R,D,S den vierfachen Schriftsinn der Tora ableitet aus dem Bild des Gartens: P (Pschat) für den unmittelbar zu erkennenden Wortsinn oder Literalsinn, R (Remes) für zwischen den Zeilen Verborgenes, also allegorische Auslegung, D (Drasch) für Forschen und eine Interpretation, die über das geschriebene Wort hinausgehen kann, und S (Sod) für das Geheimnis oder die mystische Botschaft der Tora. Den unterschiedlichen Zugängen gemeinsam sei: „Im Garten der Schrift wächst keine Monokultur“. Weitere Artikel widmen sich z.B. Tempelgärten zwischen Ägypten und Mesopotamien, Lust- und Nutzgärten in Israel, antiken Palastgärten, den hängenden Gärten von Babylon und den verschlossenen Gärten mittelalterlicher Klöster, die sich neben der notwendigen Zweckbestimmung der Versorgung auch zu Orten meditativer Stille und nicht nur durch ihre Kräuter- und Arzneipflanzenanlagen zu heilenden Gärten entwickelten (Abbildungen zeigen z.B. den Klosterplan von St.Gallen, den Arzneigarten von Kloster Andechs, ein Kreuz im Mittelpunkt als Ausdruck der spirituellen Gartenbedeutung im Zisterzienserkloster Marienstatt, den Garten des Klosters Mittelzell auf der Insel Reichenau, der nach dem im 9.Jh. verfassten 444 Verse umfassenden Gartengedicht „De cultura hortorum“ des Abtes Walahfried Strabo angelegt wurde). Eingegangen wird auch auf die Mariengärten, vor allem deren hochsymbolische Darstellung in der Kunst des 15.Jh. (Lochner: Madonna im Rosenhag; Oberrhein.Meister: Paradiesgärtlein; Tafelbild unbekannter Meister: Verkündigung an Maria mit Motiv des hortus conclusus).

Also, kann ich da nur mit Andreas Loos sagen : wetten, dass es auch einen Garten für Dich gibt! Und Du dann mit Walther von Stolzing singen kannst „Voll aller Wonnen, nie ersonnen, ein Garten lud mich ein, Gast ihm zu sein.“

(De cultura hortorum/ Über den Gartenbau , Wahlafried Strabos Lehrgedicht können Garten- und Gedichtliebhaber in einer zweisprachigen Ausgabe Lateinisch/Deutsch erwerben als Reclam-TB 19301; das Zitat der Zeile, die Walther von Stolzing singt, stammt aus dem 3.Aufzug von Richard Wagners Oper Die Meistersinger von Nürnberg; Paul Gerhardt hat sein 15 Strophen umfassendes Lied Geh aus, mein Herz, und suche Freud 1653 geschrieben, im evang. Gesangbuch ist es Nr.503)

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Raus in den Garten! Push- und Pull-Kräfte für Grünsüchtige | RefLab https://share.google/J5X536lkLNnxmyy1E

(Die Postkarte Fresko in einem Saal der Villa Livia,Detail, Museo Nazionale Romano, habe ich im Winter 1977/78 erworben)