
Am 25.März habe ich in diesem Blog die Weiler ErzählerInnen und ihr grenzenloses Erzählforum vorgestellt. Und davon berichtet, dass das Jahresthema 2025 Liebe, Lust und Leidenschaft umspielt mit neuen Facetten jeweils am dritten Dienstag eines jeden Monats. Dass die erzählerische Heimstatt Kesselhaus (in einer früheren Seidenweberei) manchmal zugunsten anderer Lokalitäten verlassen wird, vor allem im Sommer. Dann nämlich bildet die Freiluftumgebung des Altweiler Domhofs das passende Ambiente, in dem die Zuhörerschaft den Geschichten lauschen kann. Am 15.Juli waren Berühmte Liebespaare dran und ich endlich einmal wieder unter den Lauschenden. Ferienbedingt gab es nur vier Erzählerinnen und somit auch nur vier, aber ganz unterschiedlich überreichte Liebespaar- Geschichten für die zwölf gebannt Zuhörenden. Die zunächst vorgewarnt wurden. Dass nämlich so manche Geschichte nicht unbedingt erquicklich bleibe, also nicht auf ein Hollywood-mäßiges Happy-End zulaufe. Die mit dem glücklichen Schluss war dann aber geschickt auf das Ende des Abends platziert: Apuleius Erzählung von Amor und Psyche aus dem 2.Jh.n.Chr. Als erstes hörten wir jedoch die Geschichte von Friedrich Hölderlin (1770-1843) und Suzette Gontard (1769-1802) und zwar so, dass Szenen im Haus Weißer Hirsch in Frankfurt und solche aus dem Heilbad Driburg uns lebendig vor Augen standen. Dann Cut, nächste Erzählerin, nächster Film: Romy Schneider und Alain Delon spielen die Szenen ihrer Geschichte, die über Romy Schneiders Tod hinausreichte, wohl aber mit Delons Tod am 18.August 2024 zu einem Ende gekommen ist. Danach sprachen, stritten, liebten, litten der Autor Oscar Wilde (1854-1900) und sein 16 Jahre jüngerer Gefährte Lord Alfred Douglas (genannt Bosie), dem Wilde aus dem Zuchthaus in Reading einen 50.000 Wörter umfassenden Brief schrieb (dessen Empfang Lord Douglas später stets bestritt).
Ist es der Wind, der am Sommerabend die Zuhörenden zum Frösteln bringt, so dass sie ihre Jäckchen und Stolen überwerfen? Er greift jedenfalls kräftig in die hohe Krone der Schwarzpappel, so dass die Blätter sich ins Erzählen einreihen. Zum Schluss erheben wir die kleinen Gläser, die das Weiler Wappen ziert, blicken in den noch hellen Himmel und feiern mit Amor und Psyche, deren Hochzeit endlich nichts mehr im Wege steht.

(Der Domhof Altweil wurde zwischen 1569 und 1571 durch das Reichfürstliche Hohe Domstift Basel errichtet und diente als Gerichts-, Zahl- und Verhandlungsstelle, war auch wirtschaftlicher Mittelpunkt des Ortes. Seit 1702 wurde der Domhof als Pfarrhaus der Evangelischen Kirchengemeinde Weil am Rhein genutzt, unter anderem lebte in dem Gebäude Gustave Fecht, Johann Peter Hebels Freundin; Quelle: www.alemannische-seiten.de)