Quattordici

Vierzehn bin ich, sagt das Mädchen dem jungen Italiener. Das Mädchen sagt das auf Italienisch und der junge Italiener ist verwundert und fragt das Mädchen, ob es Italienisch kann. Nach dem Namen des Mädchens hat er auf Englisch gefragt, dann aber nicht weiter gewusst, als das Mädchen auf Englisch nachhakt, warum er das wissen will. Lieber zählt der junge Italiener sämtliche Campingplätze und Hotels des Ortes am Meer hintereinander auf, das kann er gut, das Mädchen hört sich die Aufzählung an und gibt schließlich den Namen des Hotels preis. Un poco, antwortet es auf die Frage nach den Italienisch-Kenntnissen, dann sagt es Ciao und notiert später, der Stadtbummel ist etwas unplanmäßig verlaufen.

Ein paar Tage zuvor ist das Mädchen angekommen, wir liegen jetzt auf unseren Betten im Hotel C., Zimmer 209, schreibt es gleich auf, es ist 2 Uhr nachts, in Deutschland ist es jetzt 1 Uhr, hier ist Sommerzeit, eine Stunde später. Vor dem San Bernardino-Tunnel hat das Mädchen Schinken-Sandwiches gegessen, in Lugano einen Film gekauft und mit Blick auf den See ein Orangina getrunken, und im Hotelbett liegend freut es sich auf den nächsten Morgen, wenn es ans Meer kann.

Ein Stück des Meeres ist durch Steinwälle abgetrennt, damit nicht zu große Wellen kommen, stellt das Mädchen fest, dazwischen sind aber Öffnungen, durch die man hinausschwimmen oder mit dem Boot hinausfahren kann. Das tut man auch, man fährt Tretboot, die Tretboote sind hier toll, notiert das Mädchen, sie sind groß, vorne sind zwei Sitze und hinten noch eine große Fläche zum Sitzen, Liegen oder Stehen.

Das Mädchen fährt aufs offene Meer hinaus mit einer Freundin, die vom Heimatort gekommen ist, und es erklärt das einem jungen Franzosen, der die Beiden bei den Umkleidekabinen abgepasst hat, denn dem Mädchen fällt zum Glück ein, was Boot auf Französisch heißt.

Die junge Strandgesellschaft vergrößert sich, eine Italienerin, drei Deutsche, ein Franzose – kein Wunder, dass wir nicht allzu viel sprechen, schreibt das Mädchen auf, aber die Italienerin fängt an, jemanden nass zu spritzen und dann ist es schön salzig, als jeder jeden nass spritzt und der Franzose und die beiden Mädchen schwimmen bis zu den Steinwällen und setzen sich dort hin.

Abends leihen die Mädchen ein tolles Gefährt, ein Fahrrad, bei dem man zu dritt nebeneinander sitzt und über sich ein Dach hat. Sie fahren durch die Straßen des Ortes am Meer und begegnen dem Treppler. Der junge Treppler sitzt im Hotel am Nachbartisch, redet ein sagenhaft breites Schwäbisch und will nicht Fahrrad fahren, er leiht immer ein Mofa, weil er da nicht trepple braucht – was treten bedeuten soll, notiert das Mädchen im heißen Sommer 1973.