Ein einziges Konzert

„Wo war eigentlich das Konzert mit Alfred Brendel, bei dem wir mit ihm auf der Bühne saßen? Wir sind ja zu Fuß gelaufen, weshalb es nicht allzu weit weg gewesen sein kann. Brendel spielt bzw. lebt immer noch mit 92 in London. Tapfer!“ –  schrieb mir einmal jemand, der wie ich im Winter 1977/78 in der Casa delle Diaconesse wohnte. Leider konnte ich darauf keine Antwort geben, denn meine Erinnerung war genau diese: wir sind zu Fuß gegangen, wir saßen mit auf der Bühne – mehr erinnerte ich nicht mehr und leider (!) hatte ich es auch nicht aufgeschrieben. Das Konzert muss aber im Februar 1978 stattgefunden haben, in den letzten Tagen meines römischen Aufenthaltes, diese Erinnerung war Monate vor der Anfrage plötzlich sehr präsent gewesen (da habe ich sie aufgeschrieben).  „Ich freue mich sehr, dass ich jemand habe, um Gespräche zu führen und Musik zu machen.“ – das notierte ich aber am 5.November 1977, denn „Jemand“ spielte selbst sehr gut Klavier und ich hatte meine Blockflöten und Noten dabei (es waren Händelsonaten). Die Musik zog Kreise und die (sonst gestrenge) Leiterin des Hauses an, der Tagebucheintrag fährt fort: „abends sagt Schwester R.,…, sie hätte uns gehört und wir könnten dann ja auch zusammen musizieren, sie spiele auch Flöte und hätte Noten für zwei Blockflöten und Klavier. Schön! Das war das erste Mal, dass sie heute freundlich war, vorher hatte sie nur immer irgendetwas auszusetzen oder zu bestimmen. Wie gut, dass ich meine Flöte mitbrachte!“

Am 17.Juni 2025 ist Alfred Brendel nun im Alter von 94 Jahren gestorben, am 18.März hatte ich in diesem Blog über einen Dokumentarfilm geschrieben, der in arte lief: Die Alchemie des Klaviers, in dem sich auch sehr sehenswerte Sequenzen mit Brendel finden (leider ist er in der Mediathek wohl nicht mehr abrufbar).

Das Konzert in Rom blieb das einzige Konzert, in dem ich Brendel live erlebte. Die Blockflöten habe ich noch, sie liegen aber seit langem in der Schublade. Das Chorsingen war und ist ein „must-have“ und weiter lebendig. Auch nur ein einziges Konzert wird es geben beim aktuellen (und zur derzeitigen Weltlage passenden) Projekt mit dem asambura-Ensemble „Lux perpetua“ am Sonntag, den 29.Juni 2025 um 18 Uhr im Burghof Lörrach (im Rahmen des Stimmen-Festivals), es gibt noch Karten.

(Und wer weiß , vielleicht reaktiviere ich ja einmal wieder die Flöten?)

https://www.swr.de/swrkultur/musik-klassik/das-rezept-fuer-musikalisches-gold-francesco-piemontesi-ueber-seinen-film-die-alchemie-des-klaviers-100.html