R. befindet sich im Inneren einer Herzkammer. Unerwartet.
Die Herzkammer ist versteckt in einem Wald.
Der Wald erinnert R. an einen Wald, den sie kannte. Vor langer Zeit.
Der Zugang zur Herzkammer muss geöffnet werden.
Die junge Frau hat den Schlüssel.
R. steht im Dunkel. Dann bemerkt sie die rot verschlemmten Wände.
R. denkt an Abbildungen im Anatomiebuch und an echte Herzen, die sie präpariert hat. Ja, die Rauheit des Putzes passt zu den Trabekeln der Herzmuskelzellen.
R. horcht. Do- dom, do- dom, do- dom, do- dom…- der Pulsschlag, der Rhythmus des Herzens, das unermüdlich Leben in den Körper pumpt.
Sonst ist es ganz still. Still und dunkel. Do- dom, do- dom, do- dom…-
R. schließt die Augen, do- dom, do- dom, do- dom…-
R. spürt den eigenen Pulsschlag, dom- do- dom, sie steht still und wartet.
Wartet, horcht, überlässt sich, dom-do – dom, do-dom, do- dom, do-dom….
….jetzt, jetzt ist es synchron, ihr Herz schlägt synchron mit dem der Herzkammer im Wald.
Die junge Frau öffnet die Tür nach draußen.
Es gab ein kurzes Gewitter. R. folgt den anderen auf nassen Pfaden.
(Text vom 26.März 2024 über die von der 1950 geborenen Gloria Friedmann 1992/93 in der Skulpturenanlage IM TAL geschaffene „Eremitage“; Foto:Ringbuch mit Abbildungen,Texten,Informationen zur Skulpturenanlage und den Künstler:innen, Herausgeber im Tal-Stiftung Wortelkamp
, Hasselbach, Schulstr.18, 57635 Hasselbach, siehe auch Link)
