Der runde Geselle

Warum der runde Geselle versucht hat, sich selbstständig zu machen, weiß ich nicht. Es ging ihm doch gut und er hatte erst vor kurzem ein neues Zuhause gefunden. Als Beigabe zu einem schwarzen Netz mit Rahmen war er ins neue Heim eingezogen und sein neuer Besitzer empfing ihn mit Jubel und offenen Armen. Vielmehr mit offenen Beinen, die auch gleich in Bewegung gesetzt wurden, um dem runden Gesellen alle Ehre zu erweisen. Da ging es zur Sache und ordentlich hin und auch her und das schwarze Netz hatte alle Hände voll zu tun, vielmehr alle Maschen toll zusammenzuhalten. Der neue Besitzer und der runde, gelbe Geselle wurden rasch unzertrennlich und begleiteten sich gegenseitig überall hin. Ab und an durften auch andere Beine, vielmehr Füße dem treuen Gesellen Ehre erweisen, natürlich konnten sie das keineswegs so gut wie die Beine, vielmehr Füße des jungen Besitzers. Die wurden schließlich in ihrer Güte übermütig und kümmerten sich derart rasant um den gelben Runden, dass der leicht verdutzt die Treppe hinunter hüpfte. Und dann, einmal in Fahrt geraten, nicht mehr Halt, sondern sich selbstständig machte. Und gar nicht mehr an die ebenso rührigen wie rührenden Füße seines Besitzers dachte. Die kamen ihm nicht hinterher, als er weitere Hürden mit Leichtigkeit nahm, um Hindernisse herum hopste und immer noch weiter kollerte, schneller und noch einmal schneller, als habe ihm das rasante Kümmern einen solchen Energiestoß versetzt, dass er in alle Ewigkeit hüpfen und rollen und kollern könnte, ein rundum gelungenes Perpetuum mobile.

Und dann?

War der runde Geselle schwuppdiwupp weg.

Wie jetzt und wo?

Er hat einen Schlund übersehen, der hat ihn geschluckt. Ehe er sich’s versah.

Und nun?

Geht’s ihm unterirdisch. Nehme ich mal an. Oder wie sonst geht es einem verwaisten Gesellen in der Kanalisation?