Paula Rego

Weder das Ausstellungsplakat („Angel“, 1998) noch der Titel der Ausstellung „Machtspiele“ hatten mich besonders angesprochen. Dann aber bin ich im Kunstmuseum und entschließe mich, sie doch kennenzulernen: Paula Rego (1935-2022), die in ihrem Geburtsland Portugal und in ihrer Wahlheimat Großbritannien als sehr bekannt gilt; in ihrem Todesjahr wurde eine Auswahl ihrer Werke im zentralen Pavillon der 59.Biennale gezeigt .

Von neun Sälen gehe ich erst einmal nur durch vier und konzentriere mich dabei auf wenige Exponate, es ist nämlich aufwühlend, zum Teil auch widerspenstig, was die dreifache Mutter an Werken in den sieben Jahrzehnten ihres Schaffens hinterließ. Zumal Themen wie Machtdynamik in Politik und Gesellschaft, Geschlechterrollen und Geschlechterkampf uns derzeit auf teils nicht mehr für möglich gehaltene, auch alarmierende Weise einholen. Unbequemes und Verdrängtes habe Paula Rego in den Blick genommen, heißt es im Begleitheft, sich dabei Konventionen und Erwartungen widersetzt und „Werke von großer emotionaler Intensität“ geschaffen.

„Staatsgewalt“ ist Raum 3 überschrieben, Raum 4 mit „Geschlechterkampf“, in Raum 2 findet der Begriff der „Familienaufstellung“ Verwendung, „The Family“ heißt eines der Gemälde, für das ebenfalls 1988 entstandene „The Dance“ stand Paula Regos Sohn Nick im Anzug seines in diesem Jahr verstorbenen Vaters Victor Willing Modell. In „The Dance“ würde sich „der Wechsel von Beziehungen und Für-Sich-Sein als ein Rhythmus des Lebens“ zeigen, meint der Text des Begleithefts. Schön ist, dass im Raum auch vier Vorskizzen zu „The Dance“ zu sehen sind, die unterschiedliche Figurenkonstellationen probieren und entwickeln, von einem in der Gruppe getanzten Reigen hin zu anderen Konstellationen, die sich dann in der Komposition des Gemäldes erneut variiert und ausgearbeitet wiederfinden.

Saal 1 widmet sich den seltenen, weil von Rego nicht präferierten Selbstporträts („Selbstbilder“), ein Verwirrspiel seien diese oft, so gibt zum Beispiel ein Spiegelbild nicht Paula Rego, sondern ihr Modell wieder. Auf „The Artist in Her Studio“ (1993 mit Acrylfarben gemalt) inszeniert die Künstlerin sich raumgreifend und wie auf einer Bühne, im Vordergrund liegen – in diesem Ambiente unerwartet- detailliert dargestellte Kohlköpfe.

(noch bis 2.Februar 2025 im Kunstmuseum Basel; auf youtube ist ein knapp 14-minütiger Rundgang mit der Kuratorin Eva Reifert abrufbar: „Paula Rego im Kunstmuseum Basel“)