Tag 11 im Dezember

Liebe Frau A. Ich rieche es schon, Sie haben mal wieder gekocht. Verraten Sie uns, was Sie zusammengewürfelt haben? – Warum nicht, lieber Herr – wie war gleich nochmal Ihr Name? – Den verrate ich nicht, entschuldigen Sie bitte, der bleibt mein Geheimnis. – Na gut, es geht auch so, lieber Herr Spürnase, also das müssen Sie jetzt schon zulassen, dass ich Ihnen diesen Namen verleihe. In meinem Sprachgebrauch bedeutet er übrigens eine Auszeichnung. – Okay, okay- huch, diese Anglizismen- aber jetzt endlich raus mit der Sprache, was haben Sie denn nun gekocht? – Es ist etwas Vegetarisches, allerdings nicht Veganes, also das geht dann doch zu weit, immerhin ist mensch eigentlich ein Omnivore. – Herrje, Sie spannen mich aber auf die Folter. –  Na ja, mein Lieber,  vielleicht muss das so sein, zuerst die Qual und dann das Vergnügen oder, anders gesagt, der Käse kommt vor dem Dessert. Obwohl, der Vergleich hinkt gewaltig. – Warum das? – Na, weil ich Käse liebe! Es hat ihn auch auf mein Gericht geregnet. – Es hat Käse geregnet? –  Ja, giusto, es regnete weißen Käse, nicht Ricotta, aber Feta. – Soso, und auf was hat es geregnet, wenn man fragen darf? – Sie dürfen, lieber Herr Spürnase, ich erlaube Ihnen fast alles. – Das ist sehr freundlich, liebe Frau A., aber himmelwelt, warum sagen Sie nicht einfach, was Sie da in die Pfanne geschmissen haben? – Bitte, nun werden Sie nicht ungeduldig, ich habe Ihnen doch schon einmal gesagt, dass ich nicht schmeiße, allenfalls streue. Und schließlich schaue ich auch nicht nur in die Töpfe, sondern hänge im Kochdunst flüchtigen Fantastereien nach. – Was machen Sie??? – Flüchtigen Fantastereien nachhängen, wussten Sie das nicht? – Ach doch, doch, ich erinnere mich dunkel. Ich finde es nur schade, dass die Fantastereien flüchtig sind, Sie sollten sie festhalten. – Ich soll sie festhalten? D’accordo, Herr Spürnase, ich denke darüber nach. Aber jetzt zurück zur Spreu, äh zum Streuen. Es hat mir ein bisschen Grün gefehlt, deshalb hab‘ ich geschnipselte Schnittlauchröllchen auf den Schnee gestreut. – Auf den Schnee?–  Na, auf das Weiße meine ich, auf den Käse. – Ach so, gut, einverstanden, wir haben bald Winter, da kann man schon mal an Schnee denken. Zumindest in unseren Breitengraden. Obwohl, das ist auch nicht mehr so, wie es mal war. – Da haben Sie recht, lieber Herr Spürnase, wissen Sie, bei uns früher im Schwarzwald …., aber wir schweifen ab. – Genau, bleiben wir lieber bei der Sache, vielmehr der Pfanne. Was liegt denn unter der Schneedecke? – Ganz einfach: gewürfelte Süßkartoffeln und gewürfelte Randen. – Randen? – Ja, rote Beete. Die bieten sich an in dieser Jahreszeit, so als Kontrapunkt zum Schneeweiß.- Ah, Schneeweißchen und Rosenrot, meinen Sie? – Naja, so ungefähr. Jedenfalls ist das Randen- Rot doch belebend und gesund sind die Dinger außerdem. – Gut, gut, ich bin einverstanden. War es das? – Nicht ganz. Etwas frischer Knoblauch findet sich gern dazu ein und natürlich braucht es noch ein wenig Würze, so die üblichen Verdächtigen wie Kräutersalz, weißen Pfeffer, gemahlenen Koriander. Wenn man es schärfer mag, noch ein paar Chiliflocken on top. – Ah, ich merke schon, Sie können es nicht lassen, das Streuen! – Auch diesbezüglich haben Sie recht, Herr Spürnase, streuen wir weiter. Ach noch was, die Gemüsewürfel habe ich natürlich in Olivenöl angedünstet, bevor alles andere geschehen ist, also das mit der Würze, dem Schnee, den Fantastereien et cetera. – Aha, ich danke Ihnen für das Gespräch, liebe Frau A. – Ja, danke ebenfalls und buon appetito!